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NEUES
AUS
DER
MUSIKWELT
POP
Der große Wurf
Eigentlich
standen
Supertramp
1973
schon vor dem Aus. Doch eine neue
Besetzung, ein genialer Produzent und
acht starke Songs sorgten für ein Al-
bum, das auch rund 40 Jahre später au-
diophile Maßstäbe setzt: „Crime Of The
Century“, das Opus magnum von Roger
Hodgson & Co. Aus Anlass der aktuel-
len Remasters-Version hat STEREO den
64-Jährigen in der Nähe von Sacramen-
to besucht.
STEREO:
Sie meinen in Bezug auf Rick und
sich - zwei völlig unterschiedliche Songwriter,
deren Differenzen letztlich auch für das Ende
der Band sorgten?
Hodgson:
Ja, w ir waren so gegensätzlich
w ie m an nur sein kann. E r kam aus der
A rbeiterklasse und hat M usik als M ittel zum
sozialen A ufstieg verstanden - also um aus
dem M ilieu auszubrechen. W ähren d ich
eine teure Privatschule genossen hatte und
davon so traum atisiert war, dass M usik für
m ich zu einer Zuflucht wurde, in der ich
alles fand, was m ir in der R ealität fehlte:
Liebe, W ärm e, H arm onie. D as war ein ganz
anderer Ansatz. W eshalb es irgendw ann zu
Spannungen kam , weil sich das auf D auer
nicht vereinbaren ließ.
STEREO:
Aber bei „Crime O f The Century“
hat die Zusammenarbeit funktioniert?
Hodgson:
W eil w ir am selben Strang zogen
und ein gem einsam es Ziel hatten: N äm lich
es m it diesem Album zu schaffen. Das ist uns
gelungen, was aber auch am Produzenten
lag .
..
STEREO:
Sie meinen Ken Scott, der als be-
gnadeter Studio tüftler galt?
Hodgson:
E r war ein G enie. Also jem and,
der unter G eorge M artin in A bbey Road
gelernt hatte, dann Sachen wie David Bow ie
oder M ahavishnu O rchestra betreute und
das Studio auf eine ganz neue, innovative
W eise nutzte. Ich m eine, w ir reden hier von
einer Zeit, als es noch keine Autom ation gab,
alles w ahnsinnig kom pliziert war und ewig
gedauert hat. Und er war ein Perfektionist,
der einen ganzen Tag auf eine 20-sekündige
Passage verw enden konnte und uns dam it
an den Rand der Verzweiflung trieb. Nur: Er
wusste, was er tat - er hat das wie ein Puzzle
zusammengesetzt, wobei wir stellenweise m it
fü n f oder sechs Leuten gleichzeitig hinterm
M ischpult saßen, um die nötigen Regler zu
bedienen. Es war also ein Riesenaufw and,
aber das Ergebnis hat uns um gehauen.
STEREO:
Wobei nicht nur der Sound stimmte,
sondern auch das Artwork und die Songs an
sich, die zwischen Rock, Prog Pop, Jazz und
sogar Vaudeville pendelten. Wie erklären Sie
diese Vielfalt?
Hodgson:
K ann sein, dass es m it m einem
dam aligen LSD -K onsum zu tun hatte, der
dafür sorgte, dass ich experim entierfreudi-
ger und m utiger wurde. A ber es war auch
so, dass die einzelnen Bandm itglieder viele
frische Ideen und Sounds einbrachten. John
Helliwell stand zum Beispiel auf Jazz, Dougie
Thom son auf härteren Rock, Bob Siebenberg
kam aus dem Surf, und so weiter. D a sind all
diese Einflüsse aufeinandergetroffen, und
das war aufregend - genau wie der Erfolg des
A lbum s, m it dem w ir nie gerechnet hätten.
STEREO:
Die aktuelle Auflage von „Crime
Of The Century“ ist bereits die vierte Re-
masters-Version. Bei den Vorgängern gab es
hitzige Debatten wegen der Abmischung die
vielen Kritikern wie Fans zu laut war. Wurde
das diesmal sensibler gehandhabt?
Hodgson:
A n den ersten Editionen war ich
nicht beteiligt, weil ich ja nicht m ehr Teil von
Supertram p war. D as war dann Ricks D ing.
Und ganz ehrlich: Egal, wie oft das A lbum
rem astert wurde, ich denke nicht, dass es je
besser geklungen hat als
§ das O riginal. E in fach,
ü weil dieses so gut war,
s dass das kaum m öglich
■* wäre. A ber diesm al ha-
5 ben sie die M asterbän-
der verw endet, und die
Technik ist auch besser
als vor zw ölf Jahren, als
„C rim e“ zum letzten
M al bearbeitet wurde.
V on d aher hoffe ich,
dass es besser ausgefal-
len ist. N ur: B ei einer
Sache, die von A nfang
an so stark war, ist das
alles andere als leicht.
STEREO:
Herr Hodgson, was ist das Erste,
das Ihnen zu „Crime Of The Century“ einfällt?
Roger Hodgson:
Dass es unsere letzte Chan-
ce im M usikgeschäft war .
..
STEREO:
Inwiefern?
Hodgson:
W ir hatten zwei A lben gem acht,
die keiner w ollte. U nd deshalb hatte das
Label eigentlich vor, uns rauszuschm eißen.
D och dann haben Rick Davies und ich rich -
tig gute, neue Leute gefunden und Songs
geschrieben, die um Klassen besser waren
als das alte M aterial. V ielleicht, w eil uns der
D ru ck oder die veränderte C hem ie inspi-
rierten. Tatsache ist: W ir hatten 42 D em os,
darunter bereits „Breakfast In A m erica“ und
„The Logical Song“, die die Grundlage für
alles bildeten, was danach kom m en sollte. Es
war also unsere kreativste Phase und die, in
der w ir am besten harm oniert haben.
Supertramp
Interview: Marcel Anders
Rezension:
siehe rechte Seite
Supertramp anno 1974:
John Anthony Helliwell,
Dougie Thomson, Bob C.
Benberg, Roger Hodgson
und Rick Davies (v.l.n.r.)
122 STEREO 2/2015
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